Sonntag, 20. Mai 2012

Wer war Fridtjof NANSEN eigentlich?

“Es gibt kein Land auf dem europäischen Kontinent, in dem Frauen und Mütter nicht aus Dankbarkeit für die Arbeit geweint haben, die Nansen geleistet hat.”
Philip Noel Baker, britischer Diplomat


Fridtjof Nansen wurde 1861 in Store Frøen, Norwegen, geboren und war Wissenschaftler, Polarforscher, Diplomat, Politiker und Humanist mit einem tiefen Mitgefühl für seine Mitmenschen. Mit 27 Jahren leitete er die allererste Grönlanddurchquerung auf Skiern, nur eins von vielen seiner Abenteuer, besonders in der Arktis und Antarktis.

Seine intellektuellen Fähigkeiten waren nicht weniger beeindruckend: Mit 26 Jahren erlangte er seinen Doktortitel mit einer Arbeit über das menschliche zentrale Nervensystem. Aber an Nansen erinnert man sich auch für seine Pioneerarbeit zum Schutz von Flüchtlingen.

Im Jahre 1920, kurz nach dem Ende des ersten Weltkrieges, wurde Nansen zum Vorsitzenden der norwegischen Delegation zur Teilnahme an Sitzungen des Völkerbundes ernannt, eine Position, die er bis zu seinem Tod im Jahre 1930 inne hatte. Schnell wurde er von den Mitgliedern des Völkerbundes dazu auserkoren, den ersten grossen humanitären Einsatz der Staaten anzuführen - die Rückführung von 450.000 Kriegsgefangenen.

Vorallem aufgrund seiner Fähigkeiten als charismatischer Anführer, wurde Nansen 1921 zum ersten Flüchtlingskommissar des Völkerbundes ernannt. Er übernahm umgehend die grosse Herausforderung, führte tausende Flüchtlinge in ihr Heimatland zurück und half ihnen sich eine neue Zukunft aufzubauen.

Nansen war klar, dass eines der Hauptprobleme der Flüchtlinge darin lag, dass keine international anerkannten Pässe existierten. Dies verkomplizierte den Versuch, Asyl zu beantragen. Der norwegische Visionär führte deshalb den sogenannten 'Nansen-Pass' ein, der den Flüchtlingen als erstes international anerkanntes Dokument diente.

Das internationale Rote Kreuz und mehrere Regierungen baten Nansen, ein Hilfsprogramm für Millionen von Opfern des russischen Hungers zwischen 1921 und 1922 zu organisieren. Für diese Arbeit wurde dem Norweger 1922 der Friedensnobelpreis verliehen.

Während seiner Arbeit als Flüchtlingskommissar setzte Nansen einen hohen Standard für die Zukunft und ist ein glänzendes Beispiel für alle Menschen, die sich in der humanitären Hilfe engagieren. Gleichzeitig war Nansen von der Gleichgültigkeit mancher Bürger gegenüber ihren Mitmenschen entsetzt und arbeitete ohne Unterlass am Schutz von Flüchtlingen.

Fridtjof Nansen starb im Jahre 1930 im Alter von 69 Jahren. Zu seinen Ehren schuf UNHCR 1954 den Nansen-Flüchtlingspreis.

Nansens Leben

1861
Fridtjof Nansen wird in Norwegen geboren.
1880
Nansen beginnt sein Studium der Zoologie an der Universität von Christiana.
1882
Erste Arktiserkundung an Bord des Schiffes „Viking".
1889
Noch vor seinem 30. Lebensjahr wird Nansen weltberühmt, weil er die Eisdecke Grönlands auf Skiern überquert.
1893
Beginn einer dreijährigen Polarforschungsreise an Bord des Schiffes „Fram" (Norwegisch für „Vorwärts"), die bahnbrechende wissenschaftliche Entdeckungen hervorbringt.
1897
Nansen wird zum Professor der Zoologie an der Universität von Christiana berufen.
1905
Ernennung zum norwegischen Botschafter in London.
1917
Nansen wird nach Washington entsandt, um während des Ersten Weltkriegs über Lebensmittellieferungen nach Norwegen zu verhandeln.
1920
Im Dienst des Völkerbundes organisiert Nansen die Heimkehr 450'000 ehemaliger Kriegsgefangener aus 26 verschiedenen Ländern.
1921
Nansen wird zum ersten Flüchtlingshochkommissar des Völkerbundes ernannt. Das Rote Kreuz bittet Nansen, die Massnahmen zur Rettung von Millionen Russen vor dem Verhungern zu leiten.
1922
Nach dem griechisch-türkischen Krieg organisiert Nansen die Überführung von zwei Millionen Griechen und Türken - die größte Umsiedlung zwischen Völkern in der Geschichte.
52 Staaten ratifizieren erstmals eine rechtlichen Regelung für Flüchtlinge. Der Nansen-Flüchtlingspass wird geschaffen.
Nansen erhält den Friedensnobelpreis.
1930
Im Jahr 1930 stirbt Nansen, aber seine Arbeit wird vom „Internationalen Nansen-Amt für Flüchtlinge" fortgesetzt.
1938
Das Nansen-Amt bekommt den Friedensnobelpreis.
1954
Die Nansen-Medaille (später in Nansen-Flüchtlingspreis umbenannt) wird vom Flüchtlingshochkommissar Dr. G. J. van Heuven Goedhart eingerichtet

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